- Studium -
Studienjahre - Cleaning the HouseRückschau
Blicke ich auf die Studienjahre bei Marina Abramovic zurück, möchte ich gar nicht da hinein verfallen, Einzelheiten aus dem Studium aufzuzählen. Das, was bleibt, ist eher die Formel KONZENTRATION FOR TAKEN ENERGIE, gleichbedeutend mit dem Menschen Marina Abramovic. Diese Einstellung ist es, die ich aus dem Studium versuche zu übernehmen. Leider ist eine solche Haltung nicht absorbierbar wie ein Medikament, welches mit einem Glas Wasser einfach eingenommen werden kann. Es ist vielmehr eine Lebenshaltung, die jeden Tag von neuem bewiesen werden muss. Abramovic Teaching beinhaltet ein ständiges Bewusstsein dafür, für was man sich entscheidet. Wechselwirkungen zwischen physischer und psychischer Kräfteströmung erzeugen eine Haltung, die für den Schaffensprozess, ob Künstler oder nicht, von entscheidender Bedeutung ist.
In dem Workshop in Kerguehennec, 1997, unter dem Titel "Cleaning the House", gleichbedeutend mit Reinige Deinen Körper und Geist, wurde diese Haltung in hoher Konzentration für mich erfahrbar. Unter Verzicht auf Essen und Sprache wurde ein erhöhtes Bewusstsein durch Übungen trainiert und gleichzeitig in dieser Zeit eine künstlerische Arbeit erstellt. Diese Tage hatten eine Intensität wie selten in meinem Leben. Im Allgemeinen wird für eine solche Erfahrungen in unserer Erlebnisgesellschaft oft ein immenser logistischer Aufwand und Raubbau der Natur betrieben. Dabei zeigt ein gewisser Verzicht, der im Alltag integriert sein sollte, ein sich Öffnen der Seele. Für mich persönlich hat sich dieser Verzicht in Form eines Slogans in mein Hirn eingebrannt. DER VERZICHT NIMMT NICHTS, ER GIBT. Diesen führe ich mir in meinem Leben und meiner Arbeit immer wieder vor Augen. Vielleicht würden manche Menschen in diesem Zusammenhang von Reduzierung sprechen. Ich meine aber nicht nur eine intellektuelle Haltung, sondern vielmehr wahrhaftiges Hinterfragen zwischen dem Ich als Körper und Geist und dem Objekt, der zu betrachtenden Sache. In dem Workshop habe ich Magen und Darm entleert, auf Sprache verzichtet, nicht nur Konzentrationsübungen durchgeführt, sondern auch ganz intensiv Übungen unternommen, die das Bewusstsein erweitern. So habe ich für mich durch Kerguehennec eine neue Möglichkeit in die Hand bekommen, ein hohes Maß an Wachheit in mir durch einfaches Tun zu erfahren. Die Handlungsabläufe hierbei sind sehr einfach durchführbar. Man braucht nur sich! So bleibt mir manchmal die Frage auf der Zunge liegen: Möchte ich denn überhaupt wach sein? Oft ist mir nach solchem Sinn, eben dann, wenn ich meinen Cappuccino genieße.